Paderborn/Wien. Die Provinz-Leitung des Ordens der Oblaten des Heiligen Franz von Sales in Wien wird Pater Konrad L. nicht wieder in der Betreuung von Jugendlichen einsetzen. "Dass solche Spiele stattgefunden haben, hat er zugegeben", sagte gestern Provinzial Thomas Vanek auf Anfrage der Neuen Westfälischen zu den Darlegungen von Christian B. (Name von der Redaktion geändert) über einen sexuellen Missbrauch: "Das sind Dinge, die sind nicht aus der Luft gegriffen."
Pater Konrad L. war im Jahre 2005 zur Leitung des Jugendhauses Salesianum nach Paderborn zurückgekehrt, wo er schon ab 1973 das Kim-Jugendcenter (heute selbstständig) aufgebaut hatte. Der Missbrauch soll sich 1977 in einem Haus des Ordens in Holzbüttgen (Niederrhein) während der Exerzitien von Messdienern zugetragen haben.
Nachdem in dieser Zeitung die Vorwürfe öffentlich geworden waren, stellten die Sales Oblaten Pater Konrad L. "dienstfrei", wie es im Wiener Sprachgebrauch heißt. "Er ist nach wie vor in einer privaten Situation", erklärte Pater Vanek weiter. Der Leiter der Ordensprovinz geht davon aus, dass Konrad L. zukünftig eine Aufgabe im internen Bereich, zum Beispiel einer Bibliothek, bekommen werde. Man warte zurzeit auf neue Richtlinien der Deutschen Ordenskonferenz, nach denen psychologische Gutachten andere Einsatzmöglichkeiten und Betätigungsfelder von Tätern beurteilen sollen.
Amt befragt Jugendliche
Nach der Veröffentlichung hatte der Orden gegen sein Mitglied Strafanzeige bei der für das Haus in Holzbüttgen zuständigen Staatsanwaltschaft gestellt. Die habe den Fall angenommen, so Provinzial Vanek, und mittlerweile "auf Grund von Verjährung eingestellt". Eine eigene Untersuchung sei dem Orden aufgrund der Anonymität des Opfers nicht möglich gewesen. Der Betroffene hatte sich nur dieser Zeitung anvertraut, weil er der katholischen Kirche keine objektive Aufarbeitung der Geschehnisse zutraute.
Die Paderborner Jugendämter hätten dagegen nach der Beurlaubung von Konrad L. eigene Untersuchungen im Jugendhaus Salesianum (Busdorfwall) durchgeführt und die Jugendlichen dort befragt. "Es gab niemanden, der sich negativ über den Pater geäußert hat", so Vanek zum Ergebnis.
Nach der Freistellung von Konrad L. im Salesianum hat das Jugendhaus mit Pater Bernd Heisterkamp einen neuen Leiter bekommen. Er war bislang für das Internat des Ordens-Gymnasiums bei Aachen verantwortlich.
Im dortigen Haus Overbach sei es in den 50er- und 60er-Jahren ebenfalls zu mehreren Missbrauchsfällen gekommen, so Vanek. Dabei habe sich herausgestellt, dass "etwa 20 Prozent", so der Ordens-Verantwortliche, als tatsächliche Missbrauchsfälle einzustufen seien - sagt Vanek zur Aufarbeitung der "Welle von Meldungen im März und April 2010 in den Medien". Alle damaligen Täter seien mittlerweile verstorben.
Wer mag Pater Konrad L. sein? Vielleicht Lienhard?