So sahen die Oldboys der Oberprima A in der Abizeitung von 1970 aus...


Zitate

 

"Meine Herren, wer gerade gequatscht hat, soll sich hiermit ermahnt fühlen, daß ich ihn nach der nächsten Ermahnung beim übernächsten Mal ins Klassenbuch eintragen kann (Z. Waldi 29.8.68)

 

"Ich muß Euch mehr aufgeben,damit Ihr es gründlicher macht!" (P. Pauels, 27.11.68)

 

"Ich gebe zu, Daß Ihnen von mir manches Kabarettartige geboten wird." (Waldi 2.12.68)

 

"Seien Sie doch bitte ruhig, die Leute unter uns brauchen Ruhe und die Säue Ruhe zum Verdauen." (Waldi 2.11.68)

 

"Sollte jemand zweifeln, daß wir vergessen haben, uns zu irren, so möge er sich melden." (Waldi 15.1.70)

 

"Burg, wenn ich das Apportieren übte, so würden das manche Schüler in Übereinstimmung mit meinem Spitznamen finden." (Waldi 17.1.70)

 

(Franz Bosbach von Hubert gefordert): "Die Ehe ist ein Hügel in der Landschaft der Kultur."

 

Heinz Lütter: "Es ist zum Kotzen!" Waldi: "Dann erleichtern Sie sich, Lütter!" (19.1.70)

 

Waldi: "Wir machen uns an die Aufgabe wie eine Herde und die Leitkuh." Bosbach: "Wer ist die Leitkuh?"

 

"Seien Sie so närrisch und machen Sie mal im Jahr eine richtige Stunde." (Waldi 7.2.70)

 

"Bis auf die schwierigen Stellen ist der Thukydides ganz einfach." (Thiel, 16.1.70)

 

"Samstags gewöhnlich Eintopf!" (Pauels 3.5.69)

 

"Seid ruhig, seht Ihr nicht, dass ich hier vorne einen stehen habe." (P. Wöffen)

 

"Es tut mir leid, daß ich gewissen Herren keinen Kaffee und Zigarren anbieten kann, dann wären Sie wenigstens ruhig." (Waldi 28.1.70)

 

Lentzen: "Dafür bekommen Sie den Nobel-Preis!" Waldi: "Ja, weil der Waldi nie bellt." (Waldi 28.1.70)

 

"Ein eindrucksvolles Erwachen erlebt man bei meiner fünfjährigen Tochter. Aber hier ist es auch ganz interessant." (Waldi 12.12.67)

 

"Soviel Intelligenz, das Abitur nicht zu bestehen, wird wohl auch hier nicht zu finden sein." (Langen, 4.5.70)

 

"Daß die Welt glücklich zugrunde geht, ist schon eine harmlose Beschreibung unserer Mathematikstunde." (Waldi)

 

"Die Trennschärfe auf der Mittelwelle ist immer noch ungenügend, Eckardt!" (Waldi)

 

"Ehl, Ihr Anblick würde jeden Buddhisten ergötzen!" "Ehl, der Inbegriff des Vollkomenen ist die Kugel!"(Waldi)

 

"Eckhardt, sollten wir Ihnen nicht einen anderen Konferenzraum anbieten? Wir stören Sie ja dauernd." (Waldi)

 

"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert." (Waldi)

 

"Bosbach, ich muss das Tempo steigern, wenn Sie sich nicht beschäftigt fühlen!" (waldi)

 

"Unsere Mathematikstunde gleicht einem Mehr-Manegenzirkus. Den Zuschauern wird gleichzeitig mehreres geboten!" (Waldi)

 

"Burg, Sie können vielleicht neben Ihrem Frühstück noch etwas gegreifen." (waldi)

 

"Herrschaften, stören Sie wenigstens die nicht, die das im Überfliegen nicht kapieren!" (waldi)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


KAUFGESUCHE

Suche...erhöhten Sitzplatz zwecks besserer Absetzung vom niederen Volk. Angebote an Gerald Krüll.

 

Gläser für meine kaputte Sonnenbrille (Klöckner)

 

Käufer für meine Orgel (Handke)

 

einschlägiges Verzeichnis für sämtliche Wirtinnen-Verse (Eckardt)

 

Sonderangebote für billige Pullis (Bramkamp)

 

Frau mit erstklassigem Auto und genügend Geld (Lentzen)

 

Frischgemüse, besonders Rosenkohl (Floh)

 

starke Entlüftungsanlage (Ehl, Burg)

 

zu Studienzwecken in der Fortpflanzungslehre geschlagene Geschlechtspartner (Oska)

 

Scheide für mein Fernrohr (Kempen)

 

laufend Hosenträger (Thiel)

 

gebrauchtes Fahrrad, um schneller ans Ziel zu kommen (Kempen)

 

Welcher Schüler ist bereit, mich während meiner Stunden laufend daran zu erinnern, dass ich auf gestellte Fragen antworte? (Otto)

 

Teile hiermit mit, daß sich die Beantwortung aller von mir gestellten Fragen erübrigt, da ich sie in der Regel schon selbst beantworte. (Eckardt)

 

Bin für Anfang Winter an gebrauchten Ohrenschützern interessiert. Übergröße!!! Nur ernstgemeinte Angebote an Pater Ludwig Palm.

 

Wer ist mir morgens beim Füttern meines Federviehs behilflich, damit ich pünktlich zum Unterricht erscheinen kann?  Waldi

 

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Veröffentliche demnächst mein zweites Buch, das die schönsten Angebergeschichten enthält. Lütter

 

Suche laufend Dumme, die sich von mir übers Ohr hauen lassen. Handke

 

Im Osten liegt meine Zukunft. Suchr seriösen Reisebegleiter, zwecks Fahrt nach Leningrad. Lütter

 

 

 

 

 

 


LEPO (Pater Palm)

Den Mann, nenne mir Muse, den Leidgeprüften, der den Tag verflucht, an dem er Lehrer geworden:  launig der gelbgrinsende Lepo, der uns im Fache Latein unterrichtet.


Früh schon am Morgen weckt ihn der Glanz der strahlenden Sonne. Runde um Runde dreht er im Stadion mit seinem Brevier.  Eilt dann zur Kirche, erfüllen die Pflichten als Priester. Hält er dann die Messe, kommt es vor, daß er liest in verschiedenen Sprachen.  Wenn er das Werk dann vollendet, geht er zum Frühstück, sich fröhlich zu laben.


Wenn er die Ohren dann spitzt, zu vernehmen die neueste Nachricht, die aus dem Äther er hört, bevor noch die Schule beginnt. Eilend fährt er herab, verlassend die Stille der Zelle.


Klimpernd die Schlüssel, er dann erreicht den Kreis der Kollegen. Tönt dann die Schelle, treib’s ihn ihn zu sehen die zitternden Schüler.

Schleichend betritt er die Klasse, zum Schrecken der armen Pennäler. Prüfend zuerst mit Scharfblick, ob alle auch sind zugegen. Manchmal geschieht uns das Glück, dass er keine Lust hat zu lehren. Dann verläßt er die Klasse, bevor ist die Zeit verflossen. Frohes Grinsen im Rücken erteilt er zürnenden Herzens.


Wenn das nicht ist der Fall, treib’s ihn die Schüler zu prüfen. Lauert ihm beständig heimlich der Groll in den Busen, bis er ihn endlich gekühlt an der schwachen Schülergestalt.

Diesen zeigt er besonders gerne mit pädagogischer Strenge Unkenntnis, die sie besitzen im Fache, das er unterrichtet. Wer hat je von den Schülern gewagt, ihm entgegenzusprechen.


Wenn er Sprüche, gemacht von Vergil vor zweitausend Jahren, krampfhaft mit Mühe versucht, zu beziehen auf heutige Zeiten. Trotzdem gebührt ihm der Dank der Schüler der Oberprima, scheint das Gedicht ihm auch dienen, zu zeigen den Undank der Schüler.

TOP 20 KLASSENPARADE

 

Laufe Huber, laufe schnell, laufen macht die Noten hell!

(P. Dr. Pauels)

 

Schlaft Ihr Schüler, schlaft ein! (P. Otto Lux)

 

Üb‘ immer Treu und Redlichkeit (Waldi)

 

Ich will einen Cowboy als Mann (Fr. Schlösser)


Am Tag als der Regen kam (P. Wöffen)

 

Am Sonntag will der Lepo mit uns segeln gehen (Lepo, P. Palm

 

Der Babyspeck ist weg (H. Thiel)

 

Heute male ich ein Bild (Fr. Schaub)

 

Ein Männlein steht im Walde (Waldi)

 

Gruezi wohl Frau Stirnima (Herr Martin)

 

Ganz in Rauch (P. Stender)

 

Liebesgrüsse aus Moskau (Herr Kutz)

 

Schaffe, schaffe Häusler bauen (Herr Langen)

 

Zwei Mädchen aus Germany, Gisela und Monika

(Dränk und Zuhorst)

 

Die Unvollständigkeit der Liste ist auf den Lehrermangel

zurückzuführen!


Das Sandmännchen - oder: Ruhe sanft bei Otto...


Dreimal in der Woche stets, in Ottos Schläferstündchen gehts.

Die Klingel schellt, und Otto bellt, gar jedem wird der Geist erhellt. 

Und auf geht's nach dem Motto: "Ruhe sanft bei Otto!"


Wie macht denn das der Otto blos? Sein Repertoire für wahr ist groß!

Von Jesus Christ aus Nazareth und Themen über's Bett,

von Unzucht, Inzest und so weiter, da wird die Atmosphäre heiter


Big Anton aus dem Schlaf erwacht, dem Otto manchen Kummer macht.

Und auf geht's nach dem Motto: Ruhe sanft bei Otto!"


Auch Oska aus der letzten Bank macht unseren Otto fast noch krank.

Denn Oska, großer Biologe, im Geiste Ottos Demagoge:

Er widerlegt, er zweifelt an, er ist erregt gar sehr, - doch dann kommt selbst der Oska zur Erkenntnis, bequemer bleibt doch das Bekenntnis zu Ottos Worten, in der Tat. Zum Schluß brummt er noch in den Bart.

Dann schläft er nach dem Motto: "Ruhe sanft bei Otto!"


Der Mafi protestiert von rechts, er spricht von Unzucht des Geschlechts.

Auf Ottos Wort, geprägt von Hektik, schreit Mafi: "Das ist Dialektik!"

Nach Ottos Reden ohne Sinn kratzt Mafi lässig sich am Kinn.

Er setzt die Sonnenbrille auf und läßt der Zeit nun ihren Lauf.

Dann schläft er weiter nach dem Motto: "Ruhe sanft bei Otto!"


Der Floh ist aus dem Schlaf erwacht, denn er hat Sorgen sich gemacht.

Seit Stunden ist der Lumpi schon an Lütters Deutsch beschäftigt.

Doch auf das Warten folgt der Lohn, und Floh, er freut sich mächtig.

Nun ist er frei von allen Sorgen, hat Deutsch - welch wunderschöner Morgen!

Dann schläft er weiter nach dem Motto: "Ruhe sanft bei Otto!"


Der Henry hält zurück sich ganz als Kontrapunkt zu Bosbachs Franz.

Der spricht stets revolutionär im Widerspruch zu Ottos Lehr.

Und weiß Otto nicht mehr weiter, argumentiert der Bosbach heiter, bis dass der Stunde Ende naht. Zum Schluß noch einen guten Rat:

Wenn Du bekommst kein Auge zu, beim Otto findest Du stets Ruh.

Wenn kommt der Sandmann durch das Tor, schließe beruhigt das Aug' und Ohr. Denn hier heißt stets das Motto: "Ruhe sanft bei Otto!"


Denn Otto weiß, was Schüler lieben, drumm läßt er sie im Schlummer liegen.






DAS NORBERTLIED

Fragment aus dem ritterlich-höfischen Mittelalter, das erst kürzlich bei Gartenumgrabungen des Hochw. Bruder Alfons OsfS im Kloster Overbach gefunden wurde.

 

 

PROOEMIUM

 

Von geweihten Wassern umgeben, liegt die Burg Overbach, von Bogenbergen dem Großen als Bollwerk gegen den weltweiten Atheistschen Materialismus errichtet.

Weithin ist der Burg ihr Ruhm;  seit Menschengedenken  schickt der Polit- und Ökonomieadel aus dem benachbarten  Juliacum und von noch weiter her seine Knaben zur Ertüchtigung.

 

ERSTER GESANG

 

Aus dem geöffneten Fenster der Burg dringt das erregte Geschmatze und Geschwatze der Tafelrunde.

Der neunfingrige Lautenschläger Kutzius (derben Witz erzählend):

„Die Klassik kennt  periodisch gegliederte Stücke. Zuerst 7 Takte und 7 und  7. Sehen Sie, wir kommen auf 28 Tage“

(Zitat vom 28.01.70)

 

(Agnes, die Verschlössene, wendet sich angewidert ab)

Der schlipsmuffelige Hofnarr Waldius:

„Meine Keusche, wenn Ihnen nicht ganz geheuer ist, dann halten Sie sich doch an die Regel!“ (Z. 27.11.68)

„Jeden Tag einen fröhlichen Orgasmus!“ (Z. 1.6.70)


Educator Norberthielus stolpert herein „Hihihihihihi, quasi instinctu fand ich den Weg hierher.“

Burgvogt Hubertus am Tafelende die Augen zusammenkneifend:

„Ooooch, auch schon da? Wo waren Sie denn?“


 Educator Norberthielus: „Drucks, drucks…auf dem Kloo!“

Burgtvogt Hubertus: „Darf nicht wieder vorkommen!“( Z.20.1.70)


Der neunfingrige Lautenschläger Kutzius (laut denkend): „…verminderter Septakkord…c-ess-ges-a---hm, hmhm..“


Burgvogt Hubertus: „Wo ist denn die Klatschblase?“


(fortfahrend  zu Norberthielus): „Sooo, das Schuljahr ist zu Ende und Sie dürfen Ihren Bericht über die einzelnen Knappen geben…Prachtvolle Menschen… Berichten Sie über den Kampf zwischen Licht und Finsternis, Immanenz und Transzendenz..

(sich steigernd) …welch uuuuuugeheuuuure Dynamik!“


Ente auf dem Burggraben: „Quaaak, quaaak!“


Educator Norberthielus (errötend): „Ich darf zu Anfang am Ende Ihres werten Prologs – um es griechisch zu sagen – eine, wie der Lateiner sagt, Adnotatio ad textum,  mir wohlwollend entgegenzunehmen…“


Der gelbgrinsende Lepos Palma: „ Sehr richtig, er hat die Konstruktion auseinandergezogen, da sie ja sowieso zusammengehört.“ (Z. 22.9.69 Cic. E pub. II,2)


Agnes die Verschlössene: „Ssssch, sssch!“

(Ende des ersten Gesangs)

 

ZWEITER GESANG


Educator Norberthielus (den Faden ergreifend): „ Dem Gesetze der Logik folgend, ging ich bei der Charaktrisierung der Schüler dem Alphabet nach vor. Doch kein Beiname beginnt mit A“?

(Ratlose Verblüffung unter den Anwesenden)


Der gelbgrinsende Lepos Palma will etwas sagen.

Burgvogt Hubertus  (rasch): „Dann beginnen Sie mit B!“

Der gelbgrinsende Lepos Palma: „Ihr macht ja doch, was Ihr wollt!“

 

Educator Norberthielus ( sich erhebend): „So sei es denn.

FRANZISKUS, eines Arztes Sohn, denkt über Kirche nur mit Hohn. Auch sonst, da ist er ganz gescheit, zu mehr Leistung stets bereit, nur im Sport, da klappt es nie…“


Agnes die Verschlössene (zu Hilfe eilend): „dafür aber in Biologie!!“


Educator Norberthielus wirft Agnes der Verschlössenen einen dankbaren Blick zu und fährt fort: „Der BRAMKAMP ist ein Künstlerass, in Malen macht er jeden naß. Er lebt von Bier und etwas Sem (Rübenkraut), so richtig frei nach La Boheme.

Auch ähnelt er noch dem Reptil, denn diese Tiere schlafen viel.“


Agnes die Verschlössene: „ Die liebevollsten Mütter sind Alligatorenweibchen…“

Burgvogt Hubertus (schwärmend): „Ja, wenn die Mütter nicht wären!“


Educator Norberthielus: „Jetzt zu JOSEF BRZOSKA (Oska).

 Mütterliche Liebe – das ist ja bekannt – Oska bei Marita leider nicht fand.


(Frage der Redaktion: Was oder wer war das denn ?“)


Er (Oska) mochte länger als Hund nicht leben, drum hat er sich der Biologie ergeben. Oh, sähst Du, voller Mondenschein, zum letzten Mal auf seine Pein!“


Kaum sind die prophetischen Worte verhallt, als aus dem Weinkeller heftiges Rumoren ertönt). Der neunfingrige Lautenschläger Kutzius: „Otto der Mönch ist wieder mal voll der Wahrheit.“

(Getöse steigert sich). Der schlipsmuffelige Hofnarr Waldius: „Ja ja, in vino veritas!“

Otto, der Mönch: „Hört mir den keiner zu?“


(Das Entkorken einer Weinflasche unten im Hof beschließt den kurzen Auftritt)

Burgvogt Hubertus: „Weiter, weiter zu ROLF DARIUS.“

Educator Norberthielus: „Mit dem König ist er nicht verwandt, dennoch ist er stadtbekannt. Als fahrender Sänger hieß er Hook (für Altsprachler: sprich HUUK) Bis in Latein er kleine Brötchen buk. Auf, lerne, Schüler unverdrossen: Der Römer Welt ist nicht verschlossen!“


Der gelbgrinsende Lepos Palma: „Ja, ja, wenn die Jungens nur wollten…“

Der schlippsmuffelige Hofnarr Waldius: „Ganz richtig!“

(Die Tafelrunde nickt ihm zustimmend zu).

 

 Der schlipsmuffelige Hofnarr Waldius (geschmeichelt): „Damit war ich wieder mal schlauer als ich selbst.“ (Z. 19.1.70)


Educator Norberthielus: „Nun zu HEINZ EHL (Anmerkung der Red.:

Er wollte mal Agnes Schlösser MAL den Kitzler vergolden).

 

Im Dorf zu Else sitzt ein Kaiser, die Schulzeit machte ihn nicht weiser.

Sie machte ihn nur kugelrund, ein Bauch, 2 Äuglein, Nas‘ und Mund. Zu Schnaps und Wirtin steht er gut. Drum hat er immer frohen Mut.

 

Der neunfingrige Kutzius: „Ich glaub, Sie haben zwei Knappen vergessen: Burg und Eckhardt.“

Burgvogt Hubertus: „Das ist ja ein Skandal!“


Educator Norberthielus wird rot und röter. Sich wieder fassend: „Ich hab bei Burg eine Szene mit Ihnen aufgezeichnet.“

Burgvogt Hubertus: „Aaach, is ja interessant; na dann wollen wir mal sehen, was Sie uns zu bieten haben.“

 Educator Norberthielus, sich wieder fassend: „So, denn, nun Burg, nun lege dar, was wir gerade besprochen haben!

(Burgens Antwort ist sehr rar).

Wie, willst Du mir denn nicht mehr sagen? Hat Fräulein Burg nicht mehr Courage? Der Burg denkt : Leck mich doch am A…“


Agnes die Verschlössene: „Iiiiiiiii“ (fällt in Ohnmacht)

Der schlipsmuffelige Hofnarr Waldius: „Das Riechfläschchen! Rasch! Ob sie schwanger ist?“


Der gelbgrinsende Lepos Palma: „In Hamburg gibt es eine Schule für 14jährige Mütter!“


Sie schleifen Agnes zum Fenster, wo sie sich zu erholen scheint und überlassen sie dort ihrem Schicksal.


Burgvogt Hubertus: „Weiter, weiter!“


Educator Norberthielus: Bei ULRICH ECKHARDT habe ich mein Lied dem Besungenen selbst in den Mund gelegt:

Gebt mir gedruckt etwas in die Hand, ich glaubs auch ohne Unterpfand! Ich hab ja auch ne große Klappe und Stets den ‚SPIEGEL‘ in der Mappe. Als Turner halt ich mich in Form. Schaut mich nur an, ICH bin enorm!“


 Educator Norberthielus weiter: „Bei REINHOLD HANDKE darf ich Horaz zitieren.“

Der gelbgrinsende Lepos Palma: „Da sieht man mal wieder, wie aktuell Horaz auch heute noch ist.“

 

Educator Norberthielus: „est qui nec veteris pocula Massici nec partem solido demere de die spernit, nunc viridi membra sub arbuto stratus, nunc ad aquae lene caput sacrae"

(Übersetzung) "Mancher liebt einen Schluck uralten Massikers und vom Werktage gern stiehlt er ein Stündchen sich, bald im Schatten gestreckt des kühlen Erdbeerbaums, bald am heiligen Quell murmendes Wassers auch.“


Der gelbgrinsende Lepos Palma: „Ach ja, das Menschenbild bei Horaz…“


Educator Norberthielus: „ Nun zu PETER KEMPEN:

Unser Peter ist ein großer Astronom, das wußten wir seit langem schon. Er hat fast schon nen grossen Fimmel, sieht selbst im Tunnel Sternenhimmel.


Jetzt mein Namensvetter NORBERT KLINKENBERG:

Ein halber Heiliger ist er schon. Im Himmel erwartet er den Lohn. MC-Boss ist er im ganzen Land, als Opa ist er uns bekannt.  Er hat einen dicken Bauch, wie alle anderen Pfaffen auch.


Und jetzt zu HELMUT KLÖCKNER:  Als wir zu den Römern kamen, schaut der Mafi zu den Damen. Heute hört man ihn hoch schwärmen von den Caracalla-Thermen. Mit 1000 Yenn und Sonnenbrille hofft er auf ne tolle Tille.


(Als die Tafelrunde einzuschlafen droht, kreischt Agnes die Verschlössene am Fenster auf): „Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii. Es pissen da einige in den Burggraben!“

(Alle stürzen zum Fenster)


Burgvogt Hubertus: „Skandal, das sind wieder die Raubritter von LAUERSHAUSEN!“

Der schlipsmuffelige Hofnarr Waldius: „Unser Verbalprogramm wird für kurze Zeit durch optische Darbietungen unterbrochen.“ (Z. 4.2.70)


Adnotationes ad textum: Nur bis hierhin ist uns der 2. Gesang erhalten. Obwohl sich nach Besprechung er ersten 11 discipuli von 22 Schülern ein Sinnabschnitt ergibt, vermuten die Historiker eine mutwillige Kürzung in der Überlieferung des späten christl. Mittelalters, worauf die in den letzten Teilen des zweiten Gesanges sich steigernde Pornographie nur schließen läßt. So wissen wir nichts um den Verbleib der Raubritter von Lauershausen, die im dritten Gesang nicht mehr erwähnt werden. Eine Entfernung der selbigen durch autoritäre Maßnahmen ist zu vermuten.

(Frage der Red. Wer war Lauer, der Lehrer, der mit uns in Rom war? Warum hat er die Schule verlassen?)

 

ENDE DES ZWEITEN GESANGS

 

 

DRITTER GESANG


(Die Pause zwischen dem zweiten und dritten Gesang hat der Tischrunde gut getan. Alle geben sich aufgelockert).


Der gelbgrinsende Lepos Palma, zum Fenster hinaus gestikulierend:

„Ich hasse das gemeine Volk“.


Agnes die Verschlössene (zwischen den Stühlen einem Schmetterling nachrennd): „Hasch mich, ich hasche dich!“


Der neufingrige Lautenschläger Kutzius (versunken am Tisch sitzend): „Septakkord!“


Der schlippsmuffelige Hofnarr Waldius: „Ich komm mir klein und häßlich vor!“ (Z. 7.2.70)


Burgvogt Hubertus (hereineilend): „Jetzt Schlußß!“


Educator Norberthielus kommt keuchend hinter dem Burgvogt Hubertus her.

Burgvogt Hubertus, sich Educator Norberthielus zuwendend: „Wir müssen weiter machen.“


Der gelbgrinsende Lepos Palma, sinnend: „Fangen wir an, is gut, fangen wir nicht an, is auch gut…“


Burgvogt Hubertus klatscht in die Hände; die Tafelrunde setzt sich artig hin.

Burgvogt Hubertus: „So denn!“  Educator Norberthielus, in seinem Manuscriptum blätternd: „Wo waren wir den stehengeblieben?“


Der gelbgrinsende Lepos Palma: „Bei K wie Professor Kontini“.


Educator Norberthielus: „Ach ja, GERD KÖTH aus Koslar – sei nicht blöd, tank bei Köth.

Da im Sport er kann nichts schaffen, ähnelt er zwar nicht dem Affen, doch gleicht er, das ist bekannt, dem treuen guten Elephant.


Und nun ist GERALD KRÜLL an der Reihe. Krüll kommt immer wie ein Graf, in seinen Augen noch viel Schlaf. Ist er erstmal aufgewacht, bekommt der Lepo gar viel Schimpfe. Wird er darauf ausgelacht, sind wir alle kleine Pimpfe.“


Educator Norberthielus macht eine 30sekündige Pause und fährt dann in seinem Vortrag fort.

„Dem Gesetze der Logik folgend gelangen wir nun zum 12. Buchstaben des Alphabets. Der erste ist HERMANN-JOSEF LENTZEN:

Der Schäng, der jüngst aus Porselen kam, ist ein großer Schlendrian. Der Jugend Hast ist ihm nicht eigen, was seine Denkprozesse zeigen. Den Heldenmut, den schätzt er zwar, doch in der Not macht er sich rar.


Es folgt nun FRANZ-JOSEF LÜTTER: Franz-Josef ist ein großer Pianist, ein Hacker in seinem Fach, weil er von daheim gezwungen ist, zu üben mit Weh und Ach. Ob Lütter oder Rubinstein, die Welt wird beiden offen sein.“


(Heidrun, die dralle Magd, die aus dem Keller sämtlich verfügbaren Gerstsaft entwendet hat, platzt in die Tafelrunde.

Heidrun, die dralle Magd, zwinkernd: „Otto hat genug.“


(Der schlipssmuffelige Hofnarr Waldius zwickt Heidrun, die dralle Magd).


Agnes die Verschlössene versucht einen Witz zu machen: „Ei, ei, ei!“


Heidrun, die dralle Magd, erbost: „Nimm Dich in acht. Ich nehm es mit jedem Mann auf, ich hab ne lange Zeit auf dem Bau gearbeitet.“ Sie stellt das Bier hin.


Burgvogt Hubertus, einen Trinkspruch suchend: „ In nomine domine!“

Es folgt ein etwa fünfminütiges Schlürfen.


Educator Norberthielus, vom Bier berauscht: „Für Floh ein kühles Blondes…“

Die Tafelrunde im Chor: „Es fehlen noch die beiden HEINZE!“


Educator Norberthielus, verlegen dreinschauend: „Oh, Entschuldigung.“


Wiederum in seinem Manuscriptum blätternd: „Zuerst HEINZ MEURER:…“ (Nach Überfliegen seiner Aufzeichnungen berichtigt er sich)

Educator Norberthielus: „Sie beide werden Heinz genannt, auch sonst sind sie sich ganz verwandt. Heimlich, still und leise, weh dem, der störet ihre Kreise. Nur unterscheidet sich der Brauer durch ein kleines – r – vom Bauer.


Jetzt komm ich zum Bier bei Floh LINUS PEUCKERT:

Für Floh ein kühles blondes Bier stets war der Lebenselexier. Und gestärkt durch diesen Saft fühlt er neue Manneskraft. Und ist der Floh erst mal in Form, er nicht mehr kennt Gesetz noch Norm.


HEINZ-PETER PÜTZ ist der nächste Knappe, von dem hier zu berichten ist: Der Pütz ist ein besonders Schlauer, denn er ist ein reicher Bauer. Von Ackerbau er viel versteht, doch in Latein es nicht so geht. Drum will er auch in Bonn studieren, um den Betrieb zu Haus zu führen.“


(Der Hahn auf dem Dach quitscht)


Agnes die Verschlössene: „Der Kakadu dreht sich auf dem Turm, Winde wehn vom Boja-Gebirge.“


ENDE DES DRITTEN GESANGS



VIERTER GESANG (ABGESANG)


Adnotatio ad Textum: Das Publikum ist darauf hinzuweisen, daß es sich dem im Abgesang bestehenden Lachzwang mit voller Hingabe zu fügen hat.


Die Tafelrunde im Chor: „Nun kommen wir zu unseren Leuchten!?


Educator Norberthielus, über das ganze Gesicht strahelnd: „Obwohl  sie im Alphabet die 18., 19. und 23. Stelle belegen. Zuerst WILLIBERT ROEBEN: Willibert ist unser Streber, Deutsch bekommt deshalb nicht jeder. Äußerlich ein feiner Mann, geboren fast zum Don Juan. Der Weiber Lust tut er entsagen, drum sucht beim Bund er Kameraden.


Nun WILLI SCHIFFER. Von Boslar kommt der Scheppo her, sein Herby blau wie’s weite Meer. Ist er bei Hubert mal in Nöten, entwickelt er im Antlitz Röten. Doch bringt ihn das nicht aus der Ruh, denn er ist bei der CDU.


Der letzte Knappe, dem ich mein Lied widme, ist MICHAEL WINKELS.

Hasen, die sind gar nicht ohne, die sind da, wenn’s sich nur lohne. Mit guten Noten kann er prahlen, ohne eine Mark zu zahlen. Jedoch, er fragt sich: Was mach ich bloß? Er ist und bleibt ein Gernegroß.


(Voll des Bieres sind die Köpfe auf den Tisch gesunken. Ein erster Mondstrahl bricht sich im Bierkruge des Burgvogtes Hubertus, der in demselbigen gedankenverloren nach seinem in das Bier entschwundenen Schneidezahn fischt.)


FINIS

 

Die Personen, auch Handelnde genannt:

Burgvogt Hubertus                               Studiendirektor P. Dr. Pauels

Educator Norberthielus                       Strt. N. Thiel

Agnes die Verschlössene                     Strt. Agnes Schlösser

Hofnarr Waldius                                   Strt. Raimund Altenhoven

Gelbgrinsender Lepos                          Strt. P. L. Palm

Neunfingriger Kutzius                          Musiklehrer Kutz

Heidrun, dralle Magd                           Kunstl. Heidrun Schaub

Otto der Mönch                                    Strt. P. Otto Lux

Wetterhahn                                            P. Karduck

Bojagebirge                                             P. Boja

 

 

Eigenhändig von Reinhold abgetippt und ins Digitale übertragen.

Wer weiß noch, wer der Autor des Norbertliedes war? Ist ja insgesamt äußerst anspruchsvoll. Wenn man bedenkt, daß es damals weder Computer noch Scanner oder Kopierer gab, sondern nur Matritzen, auf die mit der Schreibmaschine getippt wurde, eine stramme Leistung.